Tag 21. Wenn Birgit die Sivananda Medium Klasse in ihrem Studio Yogaloft, meiner aktuellen Yogaanlaufstelle in Düsseldorf, macht, ist der große Raum rappelvoll. Ich finde für meine Matte noch ein Plätzchen. Allerdings muss ich nach den ersten Runden Sonnengruss meine Mattennachbarin bitten, vorsichtiger nach hinten auszutreten, ihre langen Beine kamen schon gefährlich nahe … Heute geht es also um gefährliche Asanas…
Gefährliche Asanas?
Nachdem wir das geklärt hatten, genieße ich die Aufwärmrunde. Birgit sagt, heute üben wir den Skorpion, und mein Entdeckerherz hüpft. Für mich ist das kein gefährliches, aber ein herausforderndes Asana. Immer zwei stellen sich zusammen, bilden eine Schranke für die Beine der Dritten, die in den Unterarmstand hoch kommen darf. In meiner Dreiergruppe wird also geübt, jeder nach seiner Einschätzung. Hier ist es wichtig, auf sich selbst zu hören: Vertraue ich darauf, dass meine Arme, meine Schulter mich halten? Und vielleicht ist es noch eher die Frage: traue ich mich, den festen Boden unter den Füßen zu verzichten zugunsten dieser ungewohnten Umkehrstellung? Als NLPlerin kenne ich diese Frage und beantworte sie für mich automatisch mit einem „Was könnte schlimmstenfalls passieren?“. Eine gute Übung wäre dann hier: Umfallen üben! Purzelbäume, mit Anlauf, Judorollen, fallen üben. Umso häufiger man fällt, lernt man, wieder aufzustehen und bei jedem Mal aufstehen dürfen wir uns leise auf die Schulter klopfen… Bevor ich jetzt hier zu philosophisch werde: Eine Strategie, erfolgreich zu sein ist es einfach zu tun!
Skorpion (Vrisikasana) contra Lotussitz (Padmasana)
Nach diesem Motto fahre ich auf diesmal ganz gut: Ich steige mit den Beinen hoch, denke in letzter Sekunde noch daran, meinen Kopf in den Nacken zu legen und damit den Blick nach vorne zu richten, und stehe auf meinen Unterarmen Birgit gibt mir dann noch einen leichten Schubs, dass ich mit meinen Beinen gegen die verschränkten Arme des Teams lehnen kann. Ahhh! Dadurch entsteht der Bogen! Ich genieße winzige Sekunden in diesem Stand, und komme fast leicht herunter… Mein vierter „Skorpion“ 🙂 Naja, ok, die Richtung stimmt jedenfalls! Damit die Umkehrhaltung noch ein wenig gehalten werden kann, gehe ich noch kurz in den Kopfstand, gerade. Schön. Danke!
Diese „gefährliche“ Asana habe ich also gut überstanden! Weiter geht es also im Set, bis wir zu einer Extra-Zwischenübung (das mag ich an Fortgeschrittenen-Klassen, dass es neben dem bekannten immer mindestens einen neuen Aspekt gibt!). Ein Klotz rechts, einer links. Wir sollen uns in den kreuzbeinigen Sitz setzen, oder eben in den Lotussitz, Padmasana. Meine empfindlichen Knie, gerade ausgeheilt, fühlen sich gut aufgewärmt und schmerzfrei an. Deshalb komme ich auf die Idee, mich mal wieder in Padmasana, den Lotussitz zu setzen: Übermütig ziehe ich meine Beine übereinander – und merke recht schnell den stechenden Schmerz in beiden Knien! Also sofort wieder raus, autsch! Hochdrücken kann ich mich dann natürlich nicht mehr…
Persönliche Grenzen achten
Aus dem Kopfstand umkippen! Gefährliches Sitzen! Leben am Limit! Dieses Yoga ist wirklich gefährlich 😉 Am meisten ärgert mich, dass gerade mein Knie Innenband (nach einem anstrengenden Lauf) wieder ausgeruht war, und ich nun wieder ein paar Tage nicht Laufen kann. Warum bin ich so dumm und mache so etwas? Ich weiß doch, dass diese Haltung den Meniskus reizen kann?
Fazit & Learning für heute
…und das kann man nicht laut genug feststellen: Es kommt nicht darauf an, schwierige Aufgaben und gefährliche Asanas unbedingt meistern zu können. Beim Yoga nicht, und auch im Leben nicht! Es kommt darauf an, dass wir darauf hören, was für uns persönlich richtig ist! Die individuelle „Pinguin-Umgebung“ zu finden, um es mit Eckart von Hirschhausen zu sagen! Ich fühle mich beispielsweise in Skorpion, Kopfstand und Krähe sehr wohl und kann da weiter gehen, ohne meine Gelenke übermäßig zu belasten. Lotussitz oder Spagatasanas aber sind für mich zu schwierig, jedenfalls unter momentanen Bedingungen. Und dann heißt es: Nie! wirklich niemals! mit Gewalt oder mit Nachdruck nachhelfen, in die Stellung zu kommen!
Die nächsten Tage streichle ich also meine Knie, achte sehr darauf, in den Übungen und beim Sitzen nicht in Belastung zu kommen und gehe da weiter, wo ich mich am besten weiterbewegen kann 🙂 Das wünsche ich euch auch,
namaste
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